Turrini, Ein paar Schritte zurück (Zyklus)

Verschiedene Techniken auf unterschiedlichen Formaten und Papieren, Zeichnungen zu dem Buch von Peter Turrini: Ein paar Schritte zurück. Gedichte, 2002 – 2004

Turrini: Mutter

Mutter
du wirst alt
und ich werde älter.
Es wird Zeit
daß wir uns als Menschen begegnen
und miteinander reden
Jetzt
da ich meine Geschichte erzählt habe
bin ich offen für deine.
Ich akzeptiere
daß ich erwachsen
und allein bin
und freue mich
auf deine Wärme.
Ich hoffe
daß du die meine
nach allem
was ich gesagt habe
noch annehmen kannst.

Turrini: Was ich mir wünsche

Was ich mir wünsche:
Daß er mich an der Hand nimmt.
Daß er mit mir zum Bauern Milch holen geht.
Daß er in der Kirche neben mir sitzt.
Daß er sich mitten unter die Bauern setzt
und auf den Tisch haut.
Daß er zum Elternsprechtag geht.
Daß er mir antwortet wenn ich ihn was frage.
Daß ich einen Vater habe
den ich herzeigen kann.
Mein Vater war ein Italiener.
Er sprach wenig.
Ging nie fort.
Sperrte sich in die Werkstätte ein
und schnitzte Barockstühle und Madonnen.
Selbst in der heiligen Nacht
wenn alle Bauernkinder an der Hand ihrer Väter
zur Christmette gingen
blieb er in der verschlossenen Werkstatt
und arbeitete.
Was ich mir immer noch wünsche:
Daß ich ihn endlich treffe.

Turrini: Was ich mir wünsche(2)

Was ich mir wünsche:
Daß er mich an der Hand nimmt.
Daß er mit mir zum Bauern Milch holen geht.
Daß er in der Kirche neben mir sitzt.
Daß er sich mitten unter die Bauern setzt
und auf den Tisch haut.
Daß er zum Elternsprechtag geht.
Daß er mir antwortet wenn ich ihn was frage.
Daß ich einen Vater habe
den ich herzeigen kann.
Mein Vater war ein Italiener.
Er sprach wenig.
Ging nie fort.
Sperrte sich in die Werkstätte ein
und schnitzte Barockstühle und Madonnen.
Selbst in der heiligen Nacht
wenn alle Bauernkinder an der Hand ihrer Väter
zur Christmette gingen
blieb er in der verschlossenen Werkstatt
und arbeitete.
Was ich mir immer noch wünsche:
Daß ich ihn endlich treffe.

Turrini: Heute stehe ich am Grab

Heute
stehe ich am Grab
meines längst verstorbenen Vaters.
Ich spüre meine Fähigkeit
Abschied zu nehmen
und bin
wie jeder Mensch
der einen Vater verloren hat
traurig.

Turrini: Es ist

Es ist
Erschütternd was da in der Analyse hochkommt.
Tiefste Empfindungen die gezeigt werden.
Dramatisch wie es verläuft.
Es
sprengt die Grenzen.
Geht in die früheste Kindheit.
Zeigt alle Emotionen.
So könnte es gewesen sein.
So war es nicht.
Alles was ich sage ist falsch.
Es ist nur richtig gespielt.